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Heute: Vom Kopf in die Hand – Über Weiterbildung, Köpfchen und das Bild des Handwerks in der Allgemeinheit
FM: Guten Morgen Andreas
AG: Guten Morgen Frank. Für einen Künstler ist das sicher sehr früh heute?
FM: Der frühe Vogel macht den Blog. Aber mal im Ernst: Wir mussten uns in Pandemiezeiten ganz schön umstellen und neue Tätigkeiten suchen. Dabei habe ich viel aus meiner jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Handwerk lernen können.
AG: Du meinst das frühe Aufstehen?
FM: Das auch. Aber vor allem Eure Fähigkeit, sich auf neue Anforderungen einzustellen und sich weiterzubilden.
AG: Das stimmt, da haben wir viel zu bieten. Im Kopf der Allgemeinheit und, das darf ich mal sagen, besonders in den Köpfen der Lehrkräfte an den allgemeinbildenden Schulen scheint immer noch sehr stark zu gelten „Handwerk ist erst mal nur Drecksarbeit“. Dabei müssen unsere Leute auch etwas im Kopf haben, um das Bild mal zu bemühen.
FM: Mir imponiert schon alleine der Umgang mit den modernen Geräten und Maschinen.
AG: Nimm mal die Sanitär- und Heizungsleute, die sind im Prinzip Ingenieure.
FM: Und wie schon so oft von uns angesprochen, sind sie diejenigen, die den Klimaschutz praktisch umsetzen.
AG: Genau. Wenn ich alleine an die über 17 000 Heizungen in unserem Landkreis denke, die in den nächsten Jahren erneuert werden sollten, um die Klimaziele zu erreichen, sollte die Arbeit eigentlich nicht ausgehen und der Arbeitsplatz sicher sein. Aber auch in meiner Branche, dem Automobil, ändert sich gerade Vieles.
FM: Du meinst Elektromobilität?
AG: Zum Beispiel. So ein E-Motor ist eben ganz anders aufgebaut als ein Verbrenner. Aber auch mit den Lieferengpässen und den damit verbundenen Lieferzeiten müssen wir uns auseinandersetzen.
FM: Wie wichtig ist den das eben erwähnte „Köpfchen“ für Euch im Handwerk? Ich muss noch mal darauf zurückkommen.
AG: Mein Opa hat immer gesagt: „Lieber fünf Minuten überlegt als eine Stunde umsonst gearbeitet“. Das ist die eine Sache, also das sinnvolle Planen eines Arbeitsvorganges.
FM: Ich habe mal eine Regalrückwand falsch herum angeschraubt.
AG: Weil Du es nicht drauf hast.
FM: Weil ich vorher den Beipackzettel nicht gelesen habe und dachte: „Anleitungen sind etwas für Schwächlinge“.
AG: Hättest Du mal einen Fachbetrieb engagiert. Aber mal im Ernst: An jeder Baustelle greifen mehrere Gewerke ineinander. Jeder Handwerksbetrieb muss zunächst mal sein eigenes Werk planen, die Zeiten und die Mitarbeiter einteilen, Material bereithalten. Und dann müssen ja auch noch die verschiedenen Handwerksbetriebe aufeinander abgestimmt werden. Es bringt halt nichts, wenn die Wände tapeziert werden, bevor die Elektroinstallation fertig ist oder das Dach gedeckt wurde.
FM: Wie wichtig ist heute das sogenannte „Teamwork“?
AG: Sehr wichtig. Das Bild vom alten brüllenden Chef ist nun wirklich überholt. Und wir brauchen Leute, die etwas machen und auch bereit sind, sich weiterzubilden. Und wer will, kann nach der Ausbildung Studiengänge wie Handwerksmanagement oder Betriebswirtschaft draufpacken und ist zur Führung eines modernen Betriebes gut gerüstet. Nur mit dem Unterschied, dass eben eine solide Ausbildung als Basis vorhanden ist und man wirklich weiß, wovon man spricht, wenn eine Planung zu machen ist. Aber alles beginnt eben mit der Ausbildung.
FM: Ist es da eigentlich zweckmäßig, dass auf der politischen Ebene immer wieder über die Zusammenlegung von Berufsschulstandorten diskutiert wird?
AG: Da machst Du jetzt aber ein ganz neues Fass auf. Darüber reden wir beim nächsten Mal.
FM: Kannst Du Dich noch erinnern, was unser Landrat neulich zur Eröffnung unserer Veranstaltung gesagt hat?
AG: Soll ich das wirklich wiederholen?
FM: Ja bitte.
AG: „Lerne was im Handwerk, dann kannst du dir einen Akademiker als Chauffeur leisten“.
FM: Das lassen wir jetzt mal so stehen.
AG: Handwerk eben.
FM: Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
Andreas Groß ist Geschäftsführer eines Fiat-Autohauses mit Werkstattbetrieb in Wetzlar, Kfz-Sachverständiger und Kreishandwerksmeister
Frank Mignon ist Moderator, Kolumnist und Musiker