Der diesjährige Top Info-Tag der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Dillenburg, der von Marina Failing moderiert wurde, beschäftigte sich unter der Überschrift „Alles nur heiße Luft oder doch was anderes?“ mit dem topaktuellen Thema Kommunale Wärmeplanung, das landauf, landab Politik, Wirtschaft, Handwerk und schlussendlich die Endverbraucher beschäftigt. Dazu hieß Obermeister Stefan Zienert in der Herborner Kulturscheune seine Handwerkskollegen und seine Gesprächspartner beim Podiumsgespräch, Dr. Jörg Lenk, Verband für Energiehandel, Jürgen Bähr von der Allianz Freie Wärme, Katja Gronau, Bürgermeisterin Stadt Herborn, ihren Kollegen Carsten Braun, Driedorf, und den Geschäftsführer der Herborner Stadtwerke, Jürgen Bepperling, willkommen. „Wir von der SHK-Innung sind die Umsetzer der Klimaziele, die bis 2045 erreicht sein sollen, eine Riesenaufgabe, die eigentlich in vollem Gang sein sollte“, so Zienert. Allerdings sei die Wärmewende nach anfänglicher Übernachfrage ins Stocken geraten. Als Hintergrund sieht Zienert die Komplexität des Themas und die Unwissenheit der Bevölkerung. „Wir sind in den Heizungskellern unterwegs und beraten die Menschen, deshalb haben wir uns gedacht, heute entsprechende Informationen weiter zu geben und ein Dialoggespräch mit Fachhandwerkern, Versorgern und Kommunen zu führen“, so Zienert. Im Rahmen der Veranstaltung wurde außerdem das Projekt „Azubi-Guides“ noch einmal vorgestellt und Daniel Haus von den Schornsteinfegern dankte für das Engagement der SHK-Kollegen beim Benefizfußballspiel der Glückstour, bei dem mehr als 15000 Euro zusammen kamen.

Auch Stefan Füll, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden unterstrich die Schlüsselrolle des Handwerks im Klimawandel. „Es ist wichtig den Endverbrauchern ihre Unsicherheit zu nehmen, wobei der offene, transparente Informationsfluss eine Herausforderung ist“, so Füll. Mit Landrat Wolfgang Schuster wurde einem Mann die Goldene Pumpenzange verliehen, der immer ein offenes Ohr für das Handwerk hatte. „Wolfgang Schuster war immer eine Bereicherung und spielte auch in der Anschubfinanzierung des Vereins Handwerk Mittelhessen eine große Rolle“, so Zienert. „Wir wünschen alles Gute für den Ruhestand!“  

Zum Auftakt des Podiumsgespräches führte Jürgen Bähr mit Daten und Fakten ins Thema Kommunale Wärmeplanung (KWP) ein. Diese unterstützt das gesamtgesellschaftliche Ziel, bundesweit bis zum Jahr 2045 eine klimaneutrale Wärmeversorgung und -nutzung zu erreichen. Einem Fahrplan ähnlich gibt sie den Kommunen vor, wie die Transformationsprozesse in den einzelnen Wohn- und Gewerbegebieten umgesetzt werden können. Heizungshandwerk, Schornsteinfeger, Innungen und Handwerkskammern stehen mit ihrem Know-how konstruktiv und fachkompetent für die Planungsprozesse in Städten und Gemeinden zur Verfügung. Ein herausragendes Ziel der Wärmeplanung ist es, den vor Ort besten und kosteneffizientesten Weg zu einer klimafreundlichen und fortschrittlichen Wärmeversorgungzu ermitteln. Der Bund unterstützt finanziell und beratend bei der Erstellung der Wärmepläne. Für die Endverbraucher steht dabei neben der richtigen Technologie besonders die Frage der Kosten und der einzuhaltenden Fristen im Raum. Die Antworten auf diese Fragen sind komplex und hängen von vielen Faktoren ab. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Verzahnung von Gebäudeenergiegesetz (GEG) und des Wärmeplanungsgesetz (WPG). Während das GEG hauptsächlich Rahmenbedingungen hinsichtlich individueller Gebäudebeheizung festlegt, soll das WPG die kommunale Wärmeplanung definieren. Dadurch sollen mögliche Lösungen (u.a. Wärme- oder Wasserstoffnetze) auf kommunaler Ebene identifiziert werden. Mit Hilfe der Wärmeplanungen ist es für Gemeinden und Kommunen möglich, eine Strategie zur klimaneutralen Wärmeversorgung zu entwickeln und Planungssicherheit für alle Beteiligten zu geben. Kommunen/Gemeinden > 100.000 Einwohner haben eine Frist bis zum 30.06.2026 und < 100.000 Einwohner bis zum 30.06.2028. Erst dann ist bekannt, mit welchen Möglichkeiten der Endverbraucher arbeiten kann. „Dabei geht es um den Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch die Nutzung entsprechender Fördermittel“, so Bähr.

Als Signal des Top Info-Tages für die Bürger sieht Zienert, dass noch Zeit genug ist, Entscheidungen zu fällen. Fazit des Podiums: Die kommunale Wärmeplanung ist eine sehr komplexe Herausforderung, die für bundesweit 11000 Städte und Gemeinden individuell gelöst werden muss. Ideen sind gefragt, um bezahlbare Wärmepreise zu ermöglichen. „Wir sind gleich los gelaufen und haben unsere Hausaufgaben gemacht, doch meiner Meinung nach hat der Gesetzgeber bei der Umsetzung der KWP nicht zu Ende gedacht“, so Gronau. Wer soll das alles bezahlen? Windenergie, Solarstrom, Industrieabwärme, Wasserkraft aus Flüssen, Biomasse – der Möglichkeiten gibt es viele, doch schon die Planung verschlingt Milliarden, was für die Umsetzung ebenso gilt. Im Moment kann man noch alles einbauen, weil sich die Technologie ja auch noch weiter entwickelt.