Wetzlar (wf). Die sogenannte überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) erfüllt im Rahmen der handwerklichen Ausbildung unter anderem den Zweck, jene Lerninhalte, die im Ausbildungsbetrieb aus unterschiedlichen Gründen “zu kurz” kommen (können), in komprimierter und intensiver Form in besonderen Unterrichtseinheiten systematisch zu lehren, zu vermitteln, zu vertiefen, zu üben. Diese Ergänzung betrieblicher Ausbildung wird in praktisch sämtlichen Gewerken regelmäßig angeboten, so auch im Konditoren-Handwerk. Für den Bereich der Konditoren-Innung Mittelhessen war dies kürzlich in der Käthe-Kollwitz-Schule Wetzlar wieder für drei Tage am Stück der Fall.
Teilnehmer waren acht Konditoren-Lehrlinge des dritten Ausbildungsjahres aus mittelhessischen Betrieben: Sophia Hochstein (Zarnitz, Herborn), Amona Nandha (Biedenkopf, Wetzlar), Kevin Miller und Jessica Schmitt (Künkel, Langgöns), Yasmin Pozzi (Klingelhöfer, Marburg), Teresa Wagner (Huth, Limburg) sowie Luisa Schwalm und Anika Konrad (Geißner, Gießen). Zur Leitung des Kurses hatte Innungsobermeister Andreas Vogel (Braunfels) mit Konditormeister Jochen Müller aus Neustadt an der Weinstraße einen ausgewiesenen und erfahrenen Fachmann gewinnen können. Auf dem ÜLU-Plan stand das Arbeiten mit Zucker und Kuvertüre, dem im Ausbildungsalltag in den kleineren Betrieben nicht selten die notwendige zeitliche Aufmerksamkeit gewidmet werden kann. Dieses Manko gleicht die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung, im Falle des Konditoren-Handwerks von Obermeister Vogel als “kleine, feine Bildungsmaßnahme von besonderer Wichtigkeit” beschrieben, gezielt aus.
Zur Präsentation – Verkostung inbegriffen – der Ergebnisse dreier lern- und arbeitsintensiver Tage an der zentral gelegenen und über die notwendige Infrastruktur verfügenden berufsschulischen Ausbildungsstätte in Wetzlar waren Innungsvertreter mit Obermeister Vogel an der Spitze, Käthe-Kollwitz-Schulleiterin Monika Lehr, Lehrer und Ausbilder, Kreishandwerksmeister Ralf Jeschke, der Kreishandwerkerschaft-Geschäftsführer Sebastian Hoffmanns und für die kommunale Politik Heinz Schreiber, Schuldezernent des Lahn-Dill-Kreises, vor Ort. Letzterer betonte in Übereinstimmung mit Obermeister Vogel eine “sehr gute” Kooperation von Berufsschule, Betrieben und Ehrenamtsträgern, hob stabile Ausbildungszahlen und die hohe Qualität der Berufsausbildung im Lebensmittelhandwerk am zentral gelegenen Schulstandort Wetzlar hervor.
“Bei den Konditoren verschwimmt die Grenze zwischen Handwerk und Kunst”, bemerkte Kreishandwerksmeister Jeschke angesichts der süßen Kreationen, “die wunderbar anzuschauen sind und immer wieder in Staunen versetzen”. Sie sorgten für “unvergleichliche Geschmackserlebnisse” und bestätigten zugleich die alte und doch immer wieder neu erfahrbare kulinarische Wahrheit: das Auge isst mit.
Foto: Ewert