Einmal im Monat – Garantiert unausgewogen – Aber immer freundlich

Heute: „Auf Empfang“

FM: Prosit Neujahr!

AG: Ist es dafür nicht schon etwas spät?

FM: Für einen freundlichen Gruß ist es nie zu spät.

AG: Das stimmt.

FM: Überhaupt bin ich heute in guter Stimmung trotz der allgemeinen Lage. Lass uns also positiv anfangen.

AG: Ist das jetzt so ein Motivationskram? Da streike ich.

FM: Nein, aber ich will, dass Du mir jetzt sofort einen positiven Aspekt der derzeitigen Krise benennst.

AG: Solange ich danach nicht auch noch in die Politik muss.

FM: Stimmt, dort schafft man es ja, sogar nach verlorenen Wahlen solange herum zu rechnen, bis sich die Verluste zu Gewinnen aufaddieren lassen.

AG: Das wäre so, als wenn wir im Handwerk nach eine Rohrbruch dem Hausbesitzer melden würden: „Ihr Rohrsystem ist zwar im Eimer, dafür läuft die Bewässerung Ihres Grundstückes nun viel reibungsloser“.

FM: Wie war das mit der positiven Nachricht zum Jahresanfang?

AG: Ich will es mal vorsichtig ausdrücken: Wir haben zwar Lieferengpässe und Personalbedarf, dafür könnte man aber zumindest einräumen, dass sich in einigen Bereichen eine gewisse Markt-gerechte Dynamik ergeben hat. Will sagen: Während man sich im beispielsweise im Autohandel früher häufig den Hof mit Fahrzeugen vollgestellt hat, wird nun vor allem das gebaut, was auch bestellt und verkauft wurde.

FM: Also eine Art realistische Marktabkühlung?

AG: Mit allem Respekt vor den realen Problemen würde ich das so beschreiben. Aber gerade beim Auto habe ich den Eindruck, dass es geradezu ein Plan zu sein scheint, den privaten Kraftfahrzeugbesitz, vor allem beim Verbrenner, allmählich so unattraktiv wie möglich zu machen.

FM: Ich muss da immer an die berühmten „kubanischen Verhältnisse“ denken.

AG: Kuba? Wegen der Musik?

FM: Eher wegen der vielen alten Autos. Wenn wir tatsächlich ein Verbot der Neuzulassung von Verbrennern ab 2035 bekommen, dann werden in Europa so einige alte Karren noch sehr lange herumfahren und immer wieder repariert.

AG: Könnte sein.

FM: Und wenn dann irgendwann nichts mehr geht, könnte das Auto endgültig zum Luxusgut für die betuchteren Klassen werden.

AG: Jetzt spricht aus Dir aber der Klassenkampf.

FM: Ich bin in Niedergirmes aufgewachsen. Mein Vater war ein ungelernter Arbeiter.

AG: Wie erklären wir den Leserinnen und Lesern Niedergirmes?

FM: Warte mal … Niedergirmes verhält sich zu Wetzlar wie Offenbach zu Frankfurt.

AG: Oder wie Brooklyn zu Manhattan.

FM: Oder wie Gießen zu …

(wird unterbrochen)

AG: Ich denke, wir haben das verstanden. Aber es gibt tatsächlich etwas, dass mich längerfristig positiv stimmt. Das allgemeine Image des Handwerksberufes scheint sich immer mehr zu verbessern.

FM: Das klingt gut, woran machst Du das fest?

AG: In immer mehr Fernsehsendungen, Zeitungsartikeln und Internetbeiträgen wird der Wert der Handwerksarbeit zum Thema gemacht. Der Bedarf an Fachkräften und Nachwuchs wird ebenfalls fast überall diskutiert. Und bei unseren Informationsterminen in Schulen stoßen wir auf immer größeres Interesse sowohl bei den Schülerinnen und Schülern als auch bei den Lehrkräften. Aber nicht nur bei unseren klassischen Zielgruppen, sondern auch bei den Abiturienten war in den letzten Terminen ein größer werdendes Interesse zu bemerken. Da sollten wir ebenfalls dranbleiben.

FM: Gut, dass ihr die Azubi-Guides habt. Was gibt es denn Neues aus der Geschäftsstelle?

AG: Da ist einiges in Bewegung. Wir werden immer digitaler. Und unser Justiziar Steffen Thiel kümmert sich nun in Vollzeit um die Belange unserer Mitglieder, vor allem in Sachen Wettbewerbsrecht sowie Arbeits- und Tarifrecht.

FM: Hast Du vielleicht noch eine gute Nachricht zum Abschluss?

AG: Oh ja, die befürchtete Überlastung der Zulassungsstelle beim Kreis zum Ende des vergangenen Jahres ist ausgeblieben und unsere Kunden konnten ihre Fahrzeuge rechtzeitig anmelden. Ein Lob für unsere Kreisverwaltung.

FM: Hast Du vielleicht noch etwas?

AG: Ein Handwerker lobt eine Behörde. Aufregender wird’s heute nicht mehr.

FM: So sind sie, die Handwerker.

Andreas Groß ist Geschäftsführer eines Fiat-Autohauses mit Werkstattbetrieb in Wetzlar, Kfz-Sachverständiger und Kreishandwerksmeister

Frank Mignon ist Moderator, Kolumnist und Musiker